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Wie alt ist die Drechslerei ?
Plinius der
Ältere, ein römischer Lehrer, bezeichnete Theodorus (560 v. Chr.) von der
Insel Samos als den Vater
der Drechslerei, aber mit den heutigen archäologischen Erfahrungen wissen wir,
daß die Drechslerei viel älter ist.
Drehen ist seit über 3500 Jahren bekannt, von der einfachen Holzdrechslerei bis
zum modernen Ingenieurwesen.
Bereits 1500 v. Chr. benutzen die Ägypter einfache Drechselbänke. Die
Holzdrehbank ist fraglos die älteste Maschine.
Die Drechselbank ermöglichte die Herstellung der notwendigen Präzisionsteile,
wie sie in Dampfmaschinen und später
anderen Motoren benötigt wurden. Ohne die Erfindung der Drechselbank hätte die
industrielle Revolution nicht stattgefunden.
Auf Grund
wissenschaftlicher Forschungen und Erkenntnisse, die sich vor allem auf
gefundenen Arbeiten wie auch auf alte
Darstellungen der Drehtechnik auf Grabmälern stützen, geht ohne Zweifel
hervor, daß die Drechslerei oder Dreherei
zu einer der frühesten technischen Künste gehört. Der Ursprung von dem, was
wir heute unter Drechslerei verstehen,
geht zurück auf die ersten manuellen Drehbewegungen der Menschheit überhaupt.
Man nimmt an,
daß der vorgeschichtliche, primitive Mensch zum Feuermachen sich des
sogenannten Feuerquirls bediente.
Dieser Feuerquirl, auch Feuerbohrer genannt, bestand aus einem runden Holzstab,
der durch Reibung zwischen den Händen
hin und her gedreht wurde. Die Spitze des Quirls steckte in der Vertiefung eines
anderen Holzstückes,
in dem sich brennendes Material (Zunder oder Feuerschwamm) befand.
Durch die Reibung von Holz an Holz entstand Hitze, die den Brennstoff entzündete.
Mit der Zeit
gelang es dem sich zur Intelligenz entwickelnden vorgeschichtlichen Menschen,
eine Erfindung zu machen,
die von einer ungeheuren Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit überhaupt
wurde. Um den bis dahin mit der Hand
zu drehenden Quirl schneller und leichter drehen zu können, kam der
vorgeschichtliche Mensch auf den Gedanken,
seinen Jagdbogen zu Hilfe zu nehmen, indem er die Schnur des Bogens einmal um
das sich drehenden Bohrstück
herumschlang und dann am anderen Ende des Bogens wieder befestigte.
Das Bohren
mit diesem Fiedelbohrer stellt wahrscheinlich den ersten mechanischen
Arbeitsgang der Menschheit überhaupt
dar. Zum ersten Mal wird ein Werkzeug nicht mehr mit der Hand, sondern mittels
einer besonderen Vorrichtung in
Drehbewegung gebracht. Es war nun möglich, mit der durch den Fiedelbohrer frei
gewordenen Hand einen Druck
auf den senkrecht stehenden Bohrer auszuüben und vor allem eine raschere
Drehbewegung zu erzielen.
Die erste Darstellung der Anwendung des Fiedelbohrers finden wir bereits in ägyptischen
Gräbern um 2650 v. Chr.
Vom Drillbohrer zur Drechselbank
Im
Drillbohrer, der in einer Bohrkappe gelagert ist (damit Druck ausgeübt werden
kann), ist das Prinzip der Drechselbank
fertig enthalten: man brauchte den Bohrer nur horizontal zu lagern. Trotzdem hat
es lange gedauert, bis es zum Bau
der Drechselbank kam. Das ganze zweite Jahrtausend v. Chr. hindurch hat man z.
B. in Ägypten die Möbelfüße und die
Holzgefäße noch geschnitzt. Im Altägyptischen gibt es daher auch kein Wort für
„drehen“ oder „drechseln“.
Die Annahme,
daß schon in der ägyptischen Vor- und Frühzeit Steine mit dem Drehstuhl
gedreht wurden, ist falsch;
aus sehr frühen Darstellungen entnehmen wir, daß die Steine in jener Zeit
mittels Bohrern gebohrt bzw. ausgehöhlt wurden.
Wäre die Drechselbank im alten Ägypten bekannt gewesen, so müßten
entsprechende Funde vorliegen, um so mehr,
als sich andere Holzgeräte in ältesten Gräbern vorzüglich erhalten haben.
Wo und wann begann man zu Drechseln?
Wann und wo
gibt es erste Anzeichen für das Vorhandensein einer Drechselbank? Wir dürfen
wohl zu Recht vermuten,
daß dieses Gerät von einem Holzarbeiter erfunden wurde, der mit dem
Drillbohrer sowieso umzugehen verstand.
Leider aber haben sich außerhalb Ägyptens, das als Heimat dieser Erfindung
ausscheidet, in Kleinasien, auf Kreta
und in Griechenland, wo sich überall Stadtkulturen entwickelt haben, zu wenig
Holzarbeiten erhalten, um ein endgültiges
Urteil abgeben zu können, ob in diesen Gebieten um diese Zeit, d.h. im 2.
Jahrtausend v. Chr., schon gedrechselt wurde.
Immerhin
befindet sich unter den seltenen Holzfunden in den mykenischen Schachtgräbern
eine flache Schale aus
Zypressenholz von 36 cm Durchmesser mit einem Randprofil, auf das ein
Holzschnitzer wohl kaum kommen würde.
Leider sind an der Schale selbst aber keine Drehrillen mehr sichtbar. Immerhin läßt
die Holzschale die Vermutung zu,
daß man gegen Ende des 2. Jahrtausends in Griechenland schon Holz gedrechselt
hat.
Die älteste
sicher gedrechselte Holzarbeit stammt aus dem etruskischen Bereich.
Hier hat sich in einem ins frühe 7. Jahrh. v. Chr. datierbare Grab bei Corneto,
der sog. „Tomba del Guerriero“
(Grab des Kriegers), der Boden einer mit Bronzenägeln verzierten Holzschale
erhalten, an deren Standring klare Drehrillen
erkennbar sind. Etwa in dieselbe Zeit fallen auch einige gedrechselte Stücke
aus Elfenbein: kunstvoll durch Schnitzen
überarbeitete Möbelfüße aus Nordsyrien, sowie Haarnadeln aus dem
Artemisheiligtum von Ephesus (Kleinasien).
Bei diesen Stücken
aus Bein handelt es sich um einfachste Arbeiten durch Abdrehen, während das
Ausdrehen einer Schale
wie der von Corneto schon größeres drechslerisches Können voraussetzt, d.h.
die Schale muß „fliegend“ gedrechselt worden
sein. Es wurde in diesem Fall nicht das Werkstück mit der Antriebsschnur
umwickelt, sondern eine doppelt gelagerte
Drehspindel, an deren frei herausragendem Ende das Werkstück, die Schale,
befestigt war.
Wenn man aber
in Kleinasien und Etrurien im 7. Jahrh. v. Chr. Drechseln konnte, so dürfte man
wohl um diese Zeit auch
in Griechenland so weit gewesen sein. Leider fehlen hier im 8. und 7. Jahrh. die
Originalfunde. Doch kennen wir eine Reihe
von Möbeldarstellungen (Totenbetten) auf geometrischen Amphoren des 8.
Jahrhunderts, deren Füße mehr nach Drechsel
als nach Schnitzarbeit aussehen. Gewißheit geben erst die hölzernen
Originalfunde aus dem frühen 6. Jahrh. v. Chr.,
die eine deutsche Ausgrabung auf Samos zutage förderte: hier fanden sich in
sumpfigem Schwemmland in der Nähe
eines Heratempels nicht nur eine Fülle von geschnitzten Figuren und Möbelteilen,
sondern auch Reste von gedrechselten
Holztellern und Schalen sowie Teile von Möbelfüßen, deren Ausführung eine längere
drechslerische Tradition voraussetzen.
Die älteste Darstellung eines Drechslers
In
hellenistischer Zeit, d.h. in den letzten Jahrhunderten v. Chr. Geb., hat sich
die Drechselbank in der antiken Welt
mehr und mehr durchgesetzt. Vom 4. Jahrh. ab ist sie auch für Ägypten mit
zahlreichen Werkstücken vertreten.
Hier in Ägypten ist nun auch erstmalig im sog. „Grab des Petosiris“ (3.
Jahrh. v. Chr.) eine Reliefdarstellung von Drechslern
an ihrem Gerät wiedergegeben: die Handwerker sind in Seitenansicht, die
Drechselbank ist in der Draufsicht gezeigt.
Links kauert
der Meister, der mit beiden Händen den Drehstahl führt, rechts der Gehilfe,
der das bearbeitete Holzsäulchen
mit Hilfe eines schmalen Riemens rotieren läßt. Der Drehstuhl befindet sich in
waagrechter Stellung.
Die beiden Backen, zwischen denen das Werkstück eingespannt ist, stellen den
festen Spindelstock und den beweglichen
Reitstock dar; beide Backen sind durch eine waagerechte Stange verbunden, die
als Auflage ähnlich unserer heutigen
Schiene zur Führung des Werkzeuges dient. Die Drehung des Werkstücks geschieht
mittels einer Schnur,
die um das Werkstück herum geschlungen ist und von einem zweiten Arbeiter, der
gewissermaßen den Motor darstellt,
hin und her gezogen wird. Der Drechsler konnte das Werkzeug natürlich immer nur
dann angreifen lassen,
wenn sich dieses zu ihm hindrehte.
Es ist wohl
anzunehmen, daß dieser einfache Drehstuhl auch von einem Mann allein bedient
werden konnte,
wenn der Drechsler mit einer Hand den Antrieb mit Hilfe eines Fiedelbogens
besorgt, während die andere Hand,
unterstützt durch die Zehen eines Fußes, den Stahl führt. Wir können die
erstaunliche Feststellung machen,
daß sich der primitive Drehstuhl mit Fiedelbogen in Asien und im Orient bis auf
heute erhalten hat.
Weitere Verbreitung der Drechseltechnik
Von den großen
griechischen und römischen Zivilisationen breitete sich die Drechselkunst über
andere europäische Länder
aus. Die Kenntnis eines solchen Geräts und seiner Handhabung konnte durch
wandernde Drechsler leicht weitergegeben
werden, und so wurde die Drechselbank im 6. Jahrh. v. Chr., einem Jahrhundert
der aufblühenden Handelsbeziehungen
zwischen den griechischen Kolonialstädten des westlichen Mittelmeers und den
keltischen Stämmen nördlich und westlich
der Alpen, auch zu den Kelten gekommen sein.
Aus dem
keltischen Bereich wurde die Kenntnis der Drechselbank schließlich an die
Germanen weitergegeben.
Nach den ältesten im Norden bekannten Funden, muß dies im 3. Jahrh. v. Chr.
vor sich gegangen sein.
In römischer Zeit wurde viel gedrechselt
Daß man in römischer
Zeit, einer Zeit, die sich mehr denn zuvor auf serielle Produktion eingestellt
hatte
(Töpfermanufakturen), sehr viel gedrechselt hat, war zu erwarten. Holzgegenstände
haben sich allerdings nur wenige
erhalten, dafür eine große Anzahl von Beinobjekten. Sehr häufig wird nun auch
Metall und Stein auf der Drechselbank
bearbeitet. Metallarbeiten wurden nach dem Guß vielfach zur Überarbeitung auf
die Drechselbank gebracht.
Das Drechseln im frühen Mittelalter
Als die
germanischen Stämme im 3. und 4. Jahrh. n. Chr. zur Landnahme in Süddeutschland
und in Gallien schritten,
übernehmen sie nicht nur manchen Fortschritt der antiken Welt, sondern brachten
ihr eigenes handwerkliches Können mit,
darunter auch die Kunst des Drechselns, die ihnen ein halbes Jahrtausend zuvor
von den Kelten her vermittelt worden war.
Die Tradition
der merowingischen Zeit leitet auch auf verschiedenen Gebieten des Handwerks
ohne Bruch ins frühe
Mittelalter über. Wieviel in romanischer Zeit gedrechselt wurde, können wir
vor allem den Bildhandschriften jener Periode
entnehmen: eine ins 8. Jahrh. datierte Miniatur im sogenannten „Nürnberger
Purpurreliqiuar“ zeigt den schreibenden
Evangelisten Matthäus, der vor einem Schreibpult dargestellt ist, dessen Säulenfuß
gedrechselt ist,
ebenso wie der Klappstuhl, auf dem er sitzt.
Die Wippdrehbank
Und irgendwo
auf der Entwicklungsleiter wurden die Drechsler müde, ihre Arbeit auf dem Boden
sitzend zu verrichten.
Sie entschlossen sich, künftig im Stehen zu Drechseln (zweifellos konnte man so
auch ein Auge auf etwaige Feinde werfen).
Im 13. Jahrh. erscheint die bisher früheste Abbildung der sogenannten
„Wippe“ oder „Fitzel-bank“.
Diese
Drechselbank hat ebenfalls Schnurantrieb. Doch ist hier das eine Ende der Schnur
an einem Pedal befestigt,
das andere Ende an einer elastischen Stange an der Decke, die den Gegenzug
besorgt, wenn der Fuß des Drechslers
das Pedal losläßt. Damit hat der Drechsler beide Hände zum Arbeiten frei.
Wann die Wippdrehbank aufkam,
läßt sich nicht ergründen. Wenngleich die früheste eitgenössische
Darstellung aus einer französischen Handschrift
aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammt, so kann man ohne weiteres nehmen,
daß sie schon viel früher erfunden worden war.
Die
Wippdrehbank wurde im 16. Jahrh. noch einmal verbessert, als an Stelle der
elastischen Stange ein richtiger „Bogen“
aus Holz bzw. elastischem Stahl trat. Einen Entwurf einer derart verbesserten
Wippe hat uns Leonardo da Vinci (1452-1519),
der auch als der Vater der Maschinen bezeichnet wird, hinterlassen. Dieser
starke Armbrustbogen hat wohl den Vorteil einer
stärkeren Spannung, die es möglich macht, größere Werkstücke, so auch Eisen
zu drehen.
Wahrscheinlich
war die Schnur so um das Werkstück geschlungen, daß es sich zum Arbeitenden
hin drehte,
wenn der starke Bogen die Schnur nach oben zog. Die Konstruktion der Wippe hielt
sich auch in Deutschland bis ins
19. Jahrhundert hinein, obwohl bereits um 1500, wie wir aus Zeichnungen von
Leonardo da Vinci ersehen,
dieser große geniale Künstler die Fußdrehbank mit gekröpfter Welle und
Schwungrad und damit Kontinuierlicher,
also fortlaufender Bewegung der Drehbankspindel erfunden hatte - die gleiche
Antriebsart,
die wir vom Spinnrad her kennen.
Kunstdrechslerei
Ein
Schwerpunkt der Kunstdrechslerei war die Stadt Nürnberg, von wo uns über einen
ganzen Stamm von Kunstdrechslern
berichtet wird, die weit in der Welt herumkamen und viele Fürsten in dieser
Kunst unterwiesen hatten.
Das Drechseln war hoffähig geworden. Schon Kaiser Maximilian war ein
begeisterter Drechsler, auch Peter der Große,
welcher König Friedrich Wilhelm I von Preußen eine schöne Drechselbank
schenkte.
Die Fürsten
fanden auch Geschmack an Drechslerkunststücken und erwarben sie zu hohem Preis.
Die Konstruktionsdetails
wurden ebenso geheimgehalten wie die Kunstgriffe des Drechselns selbst.
Besonders das „Passigdrehen mit Hilfe
von Steuerkurven für ovale Formen“ war eine Arbeit, bei der jeder seine
eigenen Methoden entwickelte.
Berühmte
Mathematiker befaßten sich im 18. Jahrh. mit der Theorie des Drechselns, wobei
sie bis in die letzten Probleme
mathematischer Kurvendiskussionen vorstießen. Andere Techniken, die eine
komplizierte Apparatur - weil sie von den
normalen runden Formen abwichen, die bei einer kreisförmigen Bewegung des
Werkstückes hergestellt werden konnten
erforderten, waren die Ovaldreherei, die Vieleckdrehbank oder die
Figurendrehbank, mit der durch eine besondere
Steuerung auch Reliefs wie Münzen und Plaketten abgetastet und nachgedreht
werden konnten.
Das Ende der Drechslerei?
Betrachtet
man Möbelstücke oder andere Gebrauchsgegenstände aus der Gründerzeit etwa um
die Jahrhundertwende
bis ca. 1920, so stellt man fest, daß zum einen eine gewisse Übersättigung
mit Drechselformen stattgefunden hat;
zum anderen hat die zunehmende Mechanisierung (Kopierfräs- und
Kopierdreh-Automaten) nahezu das Ende
der Handdrechslerei herbeigeführt.
Aber
inzwischen gibt es sowohl im professionellen handwerklichen als auch im Hobby-
und kunsthandwerklichen Bereich
wieder eine stattliche Anzahl von Drechslern.
(Text aus dem Drechsler-Forum bzw. auszugsweise aus Wikipedia.de)